Those Who Remain 1

Those Who Remain: Review – Wie ein alter Horrorfilm

Seit dem 28. Mai 2020 ist das neue Horror-Adventure Those Who Remain von Camel 101 und Wired Productions erhältlich. Der Ausflug in das verschlafene Dormont verspricht, düster und atmosphärisch zu werden. Kann Those Who Remain in diesen Kategorien liefern?

Ausflug in den Horror der 80er-Jahre

Edward hat sich in eine wirklich blöde Situation gebracht. Lange schon betrügt er seine Frau mit einer Anderen. Nun möchte er das endlich beenden. Dafür fährt er in die Nähe der Kleinstadt Dormont, wo er sich in einem Motel mit seiner Geliebten treffen möchte. Aber die ist nicht da – und während Edward das verlassene Motel genauer untersucht, wird sein Auto gestohlen. In der dunklen Nacht macht sich Edward auf den Weg nach Dormont. Er trifft auf eigenartige, unbewegliche Gestalten, die ihn beobachten und angreifen, wenn er sich ihnen nähert. Doch wenn er ihnen fern bleibt, bewegen sie sich nicht. Was ist an diesem Ort geschehen?

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Bereits in den ersten Spielminuten zeigt Those Who Remain, in welche Richtung es mit dem Spiel geht. Edward steuert sich aus der Ego-Perspektive. Er kann Objekte aufnehmen, wegwerfen oder in sein Inventar tun und für Rätsel nutzen. Das erinnert fast etwas an ein Point-and-Click-Adventure. Besonders die Perspektive tut der Atmosphäre gut – denn die leblosen Gestalten wirken zwar einfach gemacht, sind durch ihre Statik aber wirklich sehr gruselig. Immer wieder versetzt das Spiel Edward in Situationen, in denen er um eine Ecke geht, sich umdreht – und plötzlich die Gestalten nicht mehr dort findet, wo sie vor ein paar Sekunden noch gewesen sind.

Die Grafik ist düster, etwas verwaschen, und wirkt auf den ersten Blick wie zu PS3-Zeiten. Hierzu sei gesagt, dass es sich bei Camel 101 um ein wirklich kleines Entwicklerstudio handelt. Und im Grunde passt dieser Stil sehr gut zum Spiel, ist wahrscheinlich sogar so gewählt: als Spieler fühlt man sich schnell erinnert an alte Horrorfilme wie Poltergeist, Blutgericht in Texas oder Freitag der 13..

Edward ist die meiste Zeit alleine unterwegs. Das Abenteuer dauert etwa sechs Stunden, dafür hat das Spiel auch keine nervigen Längen. Die Story bleibt bis zum Schluss interessant, allerdings beantwortet sie nicht alle Fragen, die während des Abenteuers in Dormont aufkommen.

Untersuchen, Rätsel … und Rennen

Das Spiel stellt Edward immer wieder vor kleinere Rätsel. Mal geht es darum, eine Tür zu öffnen, mal muss er einen bestimmten Weg beleuchten, um gefahrlos passieren zu können. Die Rätsel erfordern etwas Übersicht, sind allerdings nicht schwer. Interessant ist, dass Edward bald schon Zugang zu einer anderen Dimension erhält, mit deren Hilfe er eine andere Perspektive auf Häuser und Gegenstände bekommt. Diese Dimensionsreisen sind zwar gut in das Spiel integriert, allerdings nicht immer kreativ umgesetzt.

Etwas, das den schaurigen und investigativen Spielfluss etwas unterbricht, sind die Begegnungen mit einzelnen Kreaturen, die Jagd auf Edward machen. Dann gilt es, davonzulaufen oder sich zu verstecken. Hier versucht das Spiel etwas zu sehr, Silent Hill zu sein. Die Kreaturen wirken nicht immer gruselig – manchmal sehen sie geradezu albern aus. Die bewegungslosen Geister tragen viel mehr zu einer gruseligen Atmosphäre bei.

Fazit zu Those Who Remain: eine schaurige Nachtwanderung

In meinen Augen hätte es Those Who Remain gut getan, statt der Verfolgungspassagen mit abstrusen Kreaturen bei den Gegnern zu bleiben, die am Anfang eingeführt werden: Gestalten, die sich nicht rühren, aber in den Schatten flüstern und Edward den Weg versperren. Dann wäre das Spiel noch deutlich mehr Adventure gewesen, doch der gruseligen Atmosphäre hätte es nicht geschadet – im Gegenteil.

Doch deswegen ist Those Who Remain noch lange kein schlechtes Horror-Spiel. Die Geschichte weiß durchaus zu fesseln, der Stil des Spiels passt zur Atmosphäre und der doch für heutige Spiele überwiegend ungewöhnliche Gameplay-Ansatz sorgt dafür, dass Those Who Remain ein interessanter Horror-Trip ist. Positiv anzumerken ist auch, dass Wired Productions eine gute Preispolitik betrieben hat: für 19,99 Euro kann ich diesen sechsstündigen Horrorfilm allen empfehlen, die das Gameplay nicht abschreckt.

Getestet wurde das Spiel mit einem von Marchsreiter bereitgestellten Key auf der Playstation 4 Pro.

Artikelbild, Screenshots und Trailer: Wired Productions.

Über Jan Drescher

Hi, ich bin Jan. Nach erfolgreichen Ausflügen in die Welt der biologischen und sprachwissenschaftlichen Bachelorprogramme bin ich nun im Master für Wirtschaftswissenschaften und Sprachen des Ostseeraumes. Seit meiner Kindheit leidenschaftlicher Verfasser von Romanen, gehe ich an dieser Stelle meinem Videospiel-Enthusiasmus nach und schreibe zusammen mit Chris, Lukas und Maik über Gaming-relevante Themen.

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