Am zweiten Tag der devcom 2023 in der Koelnmesse ging es von Horizon Forbidden West bis zum Indie-Studio Seal.Games aus Kiel.
Christian Haja: Little Big Data and the Hunt for the Best User Experience
Christian Haja ist der Head of Business Developement bei Seal.Games. Er hat auf der devcom 2023 über seine Erfahrungen mit Mobile-Projekten gesprochen und welche Werte ihm Big Data geliefert haben, um seine Spiele zu verstehen, die er veröffentlicht hat.
Die Analyse der Daten hat Christian Haja bei Seal.Games vor allem dabei geholfen, die Zielgruppe genauer zu verstehen. Durch das Sammeln dieser Daten konnte er bei zwei Projekten mit seinem 20-köpfigen Team aus Kiel verstehen, was Spieler dazu veranlasst, diese aufzuhören oder gar von seinem Smartphone herunterzuschmeißen. Dadurch war es ihm möglich, Entscheidungen zu treffen, die die Spieler aus unterschiedlichsten Märkten, wie etwa Indien oder den USA, wollen.
Dies führte unter anderem dazu, dass die Projekte ein komplettes Redesign erfahren haben, da die Nutzer eine andere Erwartung an den Titel hatten oder zu sehr an die Hand genommen worden sind in Form eines Tutorials. Dadurch sind ihnen die meisten Spieler abgesprungen und die Customer Journey endete teilweise direkt nach dem Tutorial oder dem ersten Kampf in dem jeweiligen Titel. Dementsprechend wertvoll empfand der Kieler, dass die Datenauswertungen aufgezeigt haben, wann welcher Nutzer abgesprungen ist. Der Konsens daraus ist, dass das gesamte Team aus den gemachten Fehlern gelernt hat und diese mit Big Data evaluieren konnte.

Espen Sogn: Creating a Living World in Horizon Forbidden West auf der devcom 2023

Der Lead Living World Designer Espen Sogn hat auf der devcom 2023 über seine Erfahrungen in Horizon Forbidden West geteilt, die ein lebendige Spielwelt ausmacht. Er war bereits an Horizon Zero Dawn mit an Bord bei Guerrilla Games und wollte für Forbidden West ein noch lebendigeres Erlebnis erschaffen. Dazu gehört für ihn unter anderem die Authentizität der lebendigen Spielwelt und die NPCs, die in ihr leben.
Die Tenakth, die Utaru und die Oseram sind die Tribes, also Stämme, in Forbidden West, die teils bekannt und teils neu in das Universum hinzugekommen sind. Um die Authentizität der Tribes jedoch herzugeben, hat jeder Stamm sein eigenes Verhalten. Während die Tenakth kriegerisch sind, widerspiegelt sich dies auch in ihrem NPC-Alltag. Sie trainieren stetig und suchen immer nach neuen Herausforderungen im Kampf. Währenddessen sind die Utaru stark verbunden zu den Land Gods, den Maschinen, die ihnen bei ihrem täglichen Treiben helfen, um beispielsweise Landwirtschaft zu betreiben. Sie beten ihre Land Gods förmlich an, was Aloy beim Zuschauen bestaunen kann.
Die lebendige Spielwelt authentisch darstellen
Ein weitere Aspekt der lebendigen Spielwelt ist auch, wie sich eine Sägemühle verhält. Das Potenzial wurde in Horizon Zero Dawn mit einer lieblosen Wassermühle in Endlosschleife dargestellt, während die funktionierende Mühle tatsächlich Baumstämme von Wasser an Land zieht, in das Sägewerk legt und die Holzstämme durchsägt, bis die Holzbalken in einer Magic Box aus Programmiersicht verschwinden.
Zuletzt zeigt sich die lebendige Spielwelt auch darin, wie sich Charaktere gegenüber Aloy präsentieren. Spieler suchen in der Regel immer einen kurzen Weg, um eine Quest von A nach B zu vollbringen und nehmen dabei keine Rücksicht darauf, ob sie über Tische laufen. NPCs sollen sich dabei aber nicht völlig aufregen, wie es in der echten Welt der Fall wäre, sondern sich lediglich wundern und entsprechend natürlich auf Aloy reagieren, die gerade über ihr Essen getrampelt ist.
Außerdem ist die Bar, die Aloy recht früh im Spielt betritt voll mit Leben. Während die NPCs ihren Tätigkeiten und an ihrer Trunkenheit arbeiten, wird dies auch entsprechen so dargestellt. Sobald auch ein Krug leer ist, wird dieser von der Kellnerin abgeholt und nachgeschenkt. Genau diese Kleinigkeiten machen es aus, die Living World authentisch zu machen. Als Tipp gab Sogn zudem noch mit, es aber nicht zu übertreiben, sondern die lebendige Spielwelt trotzdem natürlich aussehen zu lassen.

Artikelbild, Fotos: Chris Adam