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Mortal Shell: Review: Endlich wieder ein Fantasy-Souls-Like!

Mit Mortal Shell wagen sich Cold Symmetry und Playstack in die Welt der Souls-Like-Spiele vor. Kann Mortal Shell, das am 18. August für PC, Playstation 4 und Xbox One erscheint, mit seinen Vorbildern mithalten?

Eine düstere Zukunft

Spieler übernehmen in Mortal Shell eine seelenlose Hülle. Gleich zu Anfang erwacht diese in einer Unterwelt. Hierbei lernt der Spieler die Steuerung. Nachdem die Hülle ein paar Mal ihr Schwert geschwungen hat, tritt bereits ein Gegner mit einer Souls-typischen Bossleiste auf. Hadern heißt der Kontrahent, und er wird dem Spieler in Mortal Shell immer wieder begegnen. Das erinnert sehr an den Einstieg von Demon’s Souls oder Dark Souls und wie in diesen beiden Spielen ist es fast unmöglich, den ersten Boss direkt zu besiegen. Stattdessen werden die meisten Spieler hier direkt sterben. Nach dem Tod erwacht die seelenlose Hülle in einem Waldgebiet. Und hier beginnt das eigentliche Spiel.

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Mortal Shell handelt von einer Welt, in der die Menschen wahnsinnig werden und zugrundegehen. An jeder Ecke lauern verirrte Seelen, Gestalten, die traurig auf einer Gitarre klimpern oder den Spieler ohne Vorwarnung angreifen. Beim Storytelling hat sich Mortal Shell sehr stark an Dark Souls orientiert: alles bleibt sehr kryptisch und verschlossen. Selbst Itembeschreibungen geben nicht direkt mehr Aufschluss über die Welt, da sie erst nach mehrmaligem Benutzen Informationen preisgeben.

Grafisch bewegt sich Mortal Shell nicht in der Königsklasse. Doch auch ohne die ganz großen Effekte schafft das Spiel eine glaubwürdige, melancholische und vor allem spannende Atmosphäre. Dazu trägt auch der wirklich gute Sound bei.

In Stein gemeißelt

Hinsichtlich des Kampfsystems wirkt es zunächst so, als würde Mortal Shell sich das Beste der From Software-Titel der letzten Jahre zusammensuchen. Die Bewegung und der Angriff der Hülle sind behäbig und erinnern sehr an Dark Souls. Ein richtiges Blocken ist aber ähnlich Bloodborne nicht möglich. Stattdessen bekommt der Spieler ein Siegel mit einer Extra-Leiste, die neben der Ausdauer- und Lebensenergieleiste anzeigt, wann der Spieler das Siegel zum Blocken benutzen kann. Ähnlich eines Sekiro kann die Hülle aber direkt zum Konterangriff ansetzen, sofern sie im richtigen Moment blockt. Damit kann sie sich dann auch Lebensenergie zurückholen.

Ist das Kampfsystem von Mortal Shell also nur eine weitreichende Kopie? Nein! Denn es gibt noch eine andere Kampffähigkeit, die es so bisher wohl in noch keinem Souls-Like gegeben hat: das Verhärten. Auf Knopfdruck wird die Hülle zu Stein. Damit ist sie für kurze Zeit gegen Angriffe immun. Nach der Benutzung muss die Hülle einige Sekunden warten, bis sie die Fähigkeit wieder einsetzen kann. Auch hierfür gibt es eine Anzeigeleiste. Das besondere an dieser Verhärten-Fähigkeit ist, dass sie sich unabhängig von den aktuellen Bewegungen einsetzen lässt. So kann die Hülle sie mitten in einer eigenen Angriffsfolge benutzen und nach dem Effekt nahtlos mit einer Kombo weitermachen. Das verschafft den Kämpfen eine interessante taktische Komponente, an die sich der Spieler erstmal gewöhnen muss.

Immer mal wieder wer anders

Anders als in vielen Rollenspielen lässt Mortal Shell dem Spieler keine Wahl über Klassen oder Charaktererstellung. Stattdessen trifft die an sich sehr hilflose Hülle im Spielverlauf auf die Leichen gefallener Kämpfer, die sie übernehmen kann. Ohne einen anderen Körper ist man in Mortal Shell also nur selten unterwegs. Die Hülle besetzt die Körper der Gefallenen und übernimmt damit auch ihre Eigenschaften. Bei einem Tod schlüpft die Hülle beim nächsten Erwachen in einen anderen der bereits gesammelten Körper. Diese haben alle unterschiedliche Eigenschaften, verfügen teilweise über Magie, sind Fern- oder Nahkämpfer. Auch hier erwartet Mortal Shell vom Spieler, dass dieser mit den verschiedenen Körpern experimentiert.

Die Frage, ob Mortal Shell überhaupt ein Rollenspiel ist, ist schwer zu beantworten. Gegner hinterlassen keine Seelen, sondern Tar. Diese Substanz lässt sich zur Verbesserung der Charaktere benutzen. Allerdings gibt es kein klassisches Levelsystem. Es werden auch keine klassischen Eigenschaften wie Lebensenergie oder Ausdauer verbessert. Stattdessen können verschiedene Statuseffekte, wie ein längeres Wirken der Verhärtung, freigeschaltet werden. Neue Waffen lassen sich zwar finden und verbessern, doch besonders viel davon gibt es nicht.

Der Hauptfokus des Spiels liegt ohnehin auf der Erkundung der Welt und auf den Bossen. Mortal Shell ist mit 15-20 Stunden nicht das längste Spiel geworden. Doch vielleicht ist das gerade eines seiner Stärken. Denn die weitgehend lineare Areale sind durchaus abwechslungsreich. Die Bosse sind durchaus fordern und verlangen vom Spieler, dass er sich mit den einzigartigen Mechaniken von Mortal Shell auseinandersetzt.

Fazit zu Mortal Shell: Geheimtipp für Souls-Fans

Mortal Shell ist ein Spiel geworden, das den Souls-Spielen in vielen Punkten ähnelt. Wer nach Dark Souls 3 die Schnauze von dem Kampfsystem voll hatte, macht lieber einen Bogen um Mortal Shell. Alle anderen aber sollten dem Spiel eine Chance geben. Denn es enthält genug eigene Ideen, um zu überraschen, eine interessante Welt mit schweren Bossen und in der verhältnismäßig kurzen Spielzeit keinen nervigen Schnickschnack. Da auch bei der Preispolitik ein guter Job gemacht wurde, geht man hier auch finanziell kein großes Risiko ein und sollte dem Spiel eine Chance geben.

Mortal Shell wurde auf der PlayStation 4 mit einem Review Key getestet, bereitgestellt von Evolve PR.

Artikelbild und Screenshots: Cold Symmetry.

Über Jan Drescher

Hi, ich bin Jan. Nach erfolgreichen Ausflügen in die Welt der biologischen und sprachwissenschaftlichen Bachelorprogramme bin ich nun im Master für Wirtschaftswissenschaften und Sprachen des Ostseeraumes. Seit meiner Kindheit leidenschaftlicher Verfasser von Romanen, gehe ich an dieser Stelle meinem Videospiel-Enthusiasmus nach und schreibe zusammen mit Chris, Lukas und Maik über Gaming-relevante Themen.