Dontnod Entertainment schickt in Twin Mirror den zwiegespaltenen Sam Higgs zurück in seine Heimatstadt Basswood, um einen Fall aufzuklären.
Sam Higgs kehrt Jahre nach dem Verlassen seiner Heimatstadt Basswood zurück, da sein alter Freund verstorben ist. Der ehemalige Journalist will an der Trauerfeier teilnehmen, doch merkt er gleich, dass er nach seiner Enthüllung bezüglich der Mine von Basswood nicht willkommen ist. Gleichwohl bekommt er es mit einer neuen Story zu tun, die er wittert. Dabei muss Sam nicht nur Menschleben retten, sondern auch sein eigenes Ich finden.

Starke narrative Elemente
Während Sam die Beisetzung seines Freundes verpasst, erscheint er dennoch bei der Andacht in der Bar. Dort trifft er auf bekannte Gesichter und bereits dort merkt er, dass etwas nicht stimmt. So baut sich nach und nach ein Mordfall auf, der wie ein Unfall ausgehen hat. Die Geschichte ist wie bereits aus Life Is Strange oder Tell Me Why bekannt, stark narrativ erzählt.
Während Sam mit seiner Ex-Freundin Anna, seinem ehemaligen Chef Walter oder der Tochter seines verstorbenen Freundes spricht, spielen Entscheidungen eine starke Rolle. Über einige Kapitel hinweg wird so deutlich, wie Sam zu den Angehörigen des Örtchens steht. Außerdem wird klar, wie emotional oder rational er denkt und wie mitfühlend oder faktengetreu er bei den Fällen vorgeht. So findet er heraus, was wirklich in der Stadt passiert ist, nachdem er gegangen ist.

Der Gedankenpalast und Sams emotionales Inneres
Sam Higgs steht ständig im Konflikt mit sich selbst. Da der ehemalige Enthüllungsjournalist eher rational denkt und stark faktenbasiert handelt, treibt ihn sein inneres Ich und somit praktisch sein eigener Zwilling immer wieder an, emotionaler zu handeln. Durch diese verzwickte Situation ist es nicht immer leicht, passende Antworten zu geben. Beide Sams haben Vor- und Nachteile für den Handlungsstrang. Der rationale Sam könnte beispielsweise zu wenig an andere Personen in Basswood herangehen und sie verletzen, während der emotionale die Fakten des Falls außer acht lässt.

Der Gedankenpalast ist praktisch Sams Rückzugsort, um herauszufinden, wie beispielsweise der Blutfleck im ersten Kapitel auf sein Hemd gekommen ist. In der Bar hat er sich sturzbetrunken und es kommt zu einer Schlägerei. Er selbst erinnert sich, als er im Hotel aufwacht, jedoch nicht daran, was überhaupt passiert ist. So sucht er zum einen in der Bar nochmals nach Hinweisen, um sie in seinem Gedankenpalast anschließend zu sortieren und so zu einer Lösung zu kommen, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Solche Begebenheiten passieren im Spielverlauf häufiger und dabei wird er praktisch von sich selbst verfolgt, bis er am Ende seine finale Entscheidung trifft, welchem Ich er nachgibt. Das Ende der Geschichte erfährt der Spieler übrigens bereits nach rund 5 bis 6 Spielstunden.

Kleiner Technikcheck auf der PlayStation 5
Ich habe mir Twin Mirror als meinen ersten Titel vorgenommen zu testen, den ich mit einem PlayStation 4-Spiel auf der PlayStation 5 spielen wollte. Dementsprechend bekam ich beim Installieren bereits den Hinweis, dass der Titel mit der PS5 kompatibel und PS4 Pro-optimiert ist.
Auf der PS5 sind die Ladezeiten relativ gering, wobei einige auch einige Sekunden benötigen, um von einer Szene in die nächste zu springen. Optisch kann sich Twin Mirror ebenfalls sehen lassen, sodass der Titel zu keinerlei irgendwelche Einbußen machen müsste im Vergleich zur PS4 Pro-Version. Ansonsten lief das Playthrough durchaus flüssig und es kam nur zu kleinen Holpersteinen, wie etwa kurzen Grafikfehlern oder das Zurücksetzen des Protagonisten.
Fazit zu Twin Mirror
Twin Mirror macht einen sehr guten Eindruck und überzeugt mit seinem Charme, den Spieler an die Geschichte zu fesseln. Die Idee dahinter, dass Sam selbst vor allem noch Wachstumspotenzial hat und eine Entwicklung trotz seiner Erfahrung mit den einzelnen Bewohnern der Stadt macht, fällt besonders positiv ins Gewicht. In Twin Mirror überzeugt vor allem die narrative Komponente, denn es gibt zahlreiche Entscheidungen, die zu unterschiedlichen Enden führen. Auch die Erzählweise ist gut ausgewählt und es fesselt einen, mit Sam diesen Weg zur Mordenthüllung zu fiebern.
Leichte Abstriche gibt es allerdings in puncto Performance, denn teilweise sind die Ladezeiten länger als andere aktuelle Titel. Optisch macht Twin Mirror trotzdem einen guten Eindruck und zeigt, dass sich Dontnod seit Life Is Strange weiterentwickelt hat.

Artikelbild, Screenshots, Video: Dontnod Entertainment
Twin Mirror wurde mit einem Review-Key für PlayStation 4, bereitgestellt von Marchsreiter und Dontnod Entertainment, auf der PlayStation 5 getestet.