Clandestine ist ein Stealth-/Hacking-Game vom dänischen Entwicklerstudio Logic Artists.
Ich habe mir Clandestine erstmals auf der gamescom 2014 angeschaut. Dort gab es eine Präsentation mit Artworks und Renders, sowie einem kleinen Video. Auch 2015 bin ich zu Logic Artists und habe mir den aktuellen Stand des Spiels angeschaut. Zu diesem Zeitpunkt war Clandestine bereits im Steam-Early Access verfügbar und wir konnten erste eigene Eindrücke sammeln. Am 5. November 2015 hat das Spiel dann den Early Access verlassen und ist offiziell auf Steam erschienen.
Da ich mir das Spiel jetzt bald zwei Jahre immer wieder mal anschaut habe, ist es Zeit geworden eine Rezension zu schreiben.
Interessante Geschichte
Clandestine spielt im Jahr 1996 und damit im kalten Krieg. Innerhalb kürzester Zeit sind einige Ex-Spione gestorben. Die Tode scheinen in keinem Zusammenhang zu stehen. Doch es fällt auf, dass alle Ex-Spione eine eigentlich perfekte Tarnung hatten und ihr Aufenthaltsort nur Wenigen bekannt war. Trotzdem stirbt ein Ex-Spion nach dem anderen.
Eine Situation, in der auf beiden Seiten Spione verschwinden und sterben, könnte den kalten Krieg zur Eskalation bringen. Daher können die Organisationen nicht selbst einschreiten und ermitteln, wodurch sie sich entschließen eine neue unabhängige Truppe aufzustellen. Diese Truppe soll außerhalb der Verantwortung von Ländern agieren und verdeckt nach Spuren suchen. Da die Truppe keine direkte Unterstützung erfährt, sind die Ressourcen begrenzt.
Nun gilt es, der einzigen vorhandenen Spur zu folgen und herauszufinden, wer für den Tod der vielen Ex-Spione verantwortlich ist. Doch die Truppe muss aufpassen und darf selbst keine Spuren hinterlassen, da der unbekannte Gegner sonst vorsichtiger wird und von der Existenz der Truppe erfahren kann.
Spionin und Hacker stehen zur Auswahl
Der Spieler schlüpft entweder in die Rolle der Spionin Katja und muss sich durch die verschiedenen gefährlichen Gebiete schleichen oder der Spieler greift auf den Hacker Martin zurück. In dem Fall sitzt der Spieler in einem Van unweit des Gebiets und koordiniert die Spionin mit Hilfe von vier Monitoren.
Mit der Spionin Katja durch die Level
Als Spionin Katja muss der Spieler sich durch bewachte Gebiete schleichen und im besten Fall dabei komplett unentdeckt bleiben. In der ersten Mission ist es das Ziel, einen verschwundenen Spion zu befreien. Dabei muss die Spionin sich zuerst auf das Gelände schleichen und dann durch eine Lagerhalle, bis sie schließlich in einem Keller das gefolterte und gefesselte Opfer findet. Doch sowohl das Außengelände, wie auch die Lagerhalle sind bewacht.
Wachen können von Katja umgangen werden, aber in manchen Situationen muss eine Wache auch ausgeschaltet oder abgelenkt werden. Abgesehen von Waffen stehen zum Ausschalten eine tödliche und eine nicht tödliche Option zur Verfügung. In beiden Fällen schleicht sich die Spionin von hinten an die Wache und würgt diese, beim tödlichen Ausschalten würgt sie länger. Darüber hinaus kann Katja durch die Hilfe des Hackers die Wachen ablenken und zum Beispiel einen Pager in eine Ecke werfen. Der Pager wird dann vom Hacker angepiepst und die Wache wird abgelenkt.
Sollte Katja entdeckt werden, geht es schnell zu Ende. Man kann nur drei Magazine Munition mitnehmen und die sind schneller verschossen als einem lieb ist. Darüber hinaus sind die Wachen, so einmal alarmiert, sehr wachsam und mitunter sehr aggressiv. Bisher habe ich noch keine Situation überlebt, in der ich einmal Alarm ausgelöst habe, da ich von vielen Wachen umzingelt und letztendlich erschossen wurde.
Um also durch einen Abschnitt zu kommen, müssen Spionin und Hacker zusammenarbeiten und die Bewegungsmuster der Wachen studieren, bevor die Spionin sich durch das Gebiet schleichen kann. Doch das gefährliche an Clandestine ist, dass die Wachen nicht immer dieselben Routen laufen. Eine Wache die drei Mal hintereinander dieselbe Ecke ignoriert, hat ist genau in dem Moment. in dem ich mich dort versteckt habe ausnahmsweise doch die Ecke überprüfen kommen und hat mich eiskalt erwischt. Die Wachen verhalten sich also realistisch und halten sich nicht hundertprozentig an ein Muster, sondern variieren, was den Nervenkitzel verstärkt.
In den einzelnen Leveln kann die Spionin Geheiminformationen auf Disketten, CDs und VHS Kassetten finden. Diese Informationen sind jedoch meist gut versteckt und erfordern Umwege und viel Fingerspitzengefühl, da einige Geheiminformationen an gut sichtbaren Orten liegen und somit von vielen Wachen gesehen werden können. Hier ist Timing sehr wichtig.
Mit dem Hacker Martin die Kontrolle über die Infrastruktur
Martin sitzt in einem Van und überwacht die Geschehnisse mit vier Monitoren. Der Hacker muss hierbei richtig viel Multitasking an den Tag legen. Einerseits muss die Spionin durch das Level gelotst werden, wobei es gilt, Wachen zu finden und markieren. Es gibt Sicherheitskameras, die im richtigen Moment wegschauen müssen, um die Spionin nicht aufzuzeichnen und noch einige andere Aktivitäten.
Wie man unschwer merkt, hat der Hacker einiges zu tun. Steht Katja vor einer mit PIN geschützten Sicherheitstür, muss sich Martin im Computernetzwerk umschauen und Mails durchwühlen auf der Suche nach dem PIN. Dabei muss er Firewalls niederreißen und aufpassen, um nicht vom Systemadministrator entdeckt zu werden und aus dem System geschmissen zu werden. Über die Sicherheitskameras kann er sich das Gebiet anschauen und die Kamera wegschauen lassen, sobald Katja zu nahe kommt, um Aufnahmen zu verhindern.
Martin kann auch Telefone klingeln lassen oder die von Katja geworfenen Pager anpiepsen, um Wachen abzulenken. Darüber hinaus gibt es auch Rohre, die zur Explosion gebracht werden können. Dieses Feature ist aber mit Vorsicht zu genießen, da man mit der Explosion alle Wachen in der Nähe sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Man kann zwar mit einer gut gesetzten Explosion auch eine Wache töten. Leichen sollte man aber vermeiden, wenn man der Spionin nicht das gesamte Wachpersonal aufhetzen möchte.
Manche Computersysteme sind von außen nicht erreichbar. In diesem Fall muss Katja ein Modem an einem Computer aus dem isolierten System anschließen. Dadurch kann Martin auch dieses Netzwerk durchwühlen. Doch sollte man aufpassen und das Modem wieder mitnehmen, da es eine sehr eindeutige Spur für den Gegner ist.
Bloß keine Spuren hinterlassen
Ziel ist es den Gegner aufzuspüren und zu identifizieren, ohne selbst entdeckt zu werden. Nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Level wird ein sogenannter Fußabdruck der Spieler erstellt. Hier werden alle Indizien, die der Spieler hinterlassen hat, aufgeführt und mit Punkten versehen. Eine Person abzulenken bringt beispielsweise fünf Punkte. Wenn man versehentlich aber ein Modem vergisst, drückt dies mit 100 Punkten zu Buche. In der ersten Mission haben wir so zum Beispiel einen Fußabdruck von 135 Punkten erreicht. Hätten wir an das Modem gedacht, wären wir bedeutend besser unterwegs.
Zusammenfassung
Clandestine ist ein schwieriges Spiel, da man viel Koordination zwischen den beiden Spielern braucht. Ich bin viele Male aus Ungeduld in ein Gebiet gelaufen bevor mein Hacker überhaupt mit dem Sondieren des Gebietes fertig war. Sicherheitskameras werden schnell mal übersehen oder zu spät übernommen und es herrscht einfach nur Chaos. Wir hatten aber einen Riesenspaß zu zweit uns in das Spiel zu fuchsen und die ganzen Geheiminformationen zu finden ist echt herausfordernd.
Mir hat das Spielen als Spionin etwas mehr Spaß gemacht als das Planen als Hacker, da ich gerne den Überblick verloren habe und durch Fehler meine Spionin verraten hatte. Die Level sind mit sehr vielen Einzelheiten, wie etwa alte Computer mit Röhrenmonitor versehen, sodass eine schöne Atmosphäre der 1990er aufkommt. Die Technik, durch die sich der Hacker schlagen muss, ist auch auf genau diesem Stand und die Möglichkeiten der Spionin sind ähnlich eingeschränkt.